Verdichtungen und Einblicke
Galerie Pamme-Vogelsang, Köln, 2021: Die Ausstellung „Verdichtungen und Einblicke“ ist die mittlerweile 5. Einzelausstellung von Nele Ströbel in unserer Galerie. Inzwischen begleiten wir Nele Ströbel seit mehr als 10 Jahren auf ihrem künstlerischen Weg und lassen uns von ihren Einwürfen und Interventionen regelmäßig überraschen und begeistern.
In der neuen Ausstellung gewährt uns Nele Ströbel Einblicke in urbane Strukturen siehe auch: „Verdichtungen – ein Stadtgespräch 2020“ und ihre „REM-Terrakotten“ laden ein, verborgene Räume zu entdecken. Weiterhin wird die Künstlerin erstmals ihr großformatiges „Corona-Tagebuch“ vorstellen. Es besteht aus ca. 50 Linolschnitten – jedes Blatt ein Kunstwerk. Bilder, die den Betrachter unmittelbar aus den engen Grenzen der gegenwärtigen, das Leben bestimmenden Verordnungen herausführen.
Im Werk von Nele Ströbel geht es immer um die gesellschaftspolitische Gegenwart. In den verschiedensten Medien transformiert sie ihre Erkenntnisse in autonome Kunstwerke, deren Komplexität neue Assoziationen erlauben und auch provozieren.
Die Kunst von Nele Ströbel fordert auf, Dinge / Sachverhalte / Verwerfungen neu zu denken. In ihren Installationen dekonstruiert sie und bringt einzelne Aspekte ordentlich durcheinander. Sie schenkt dem Betrachter Mut, Bekanntes neu zu bedenken und Verwerfungen zu überwinden.
Als Bildhauerin interessiert sich Nele Ströbel wenig für Gattungsgrenzen. Sie versteht ihr künstlerisches Schaffen als ein Handeln im Diesseits, in der Welt vor dem Spiegel und vor dem Bildschirm. Ihre künstlerischen „Aggregatzustände“ entstehen und werden erfahrbar im gegenwärtigen Raum, im Raum des faktisch- politischen Jetzt.
Wir zeigen Installationen, Skulpturen und Graphiken der Künstlerin, die vornehmlich in den vergangenen 14 Monaten entstanden sind. „Verdichtungen & Einblicke“ verhandelt vier Themenbereiche in denen die Künstlerin mit mikro- und makroskopischem Blick Strukturen des Lebens ergründet und in Kunstwerke transformiert hat. Die Arbeiten von Nele Ströbel sind Setzungen, die dem Betrachter im Nachdenken über die Welt neue, zusätzliche Impulse geben. Im Frühling letzten Jahres, während des ersten Shutdown, startete Nele Ströbel mit den Veranstaltungen „Verdichtungen – ein Stadtgespräch 2020“ auf dem Münchner Viehhof ihr Resilienzprojekt. Einige der dortigen Exponate können wir jetzt in Köln zeigen. Ebenfalls zeigen wir das ganz persönliche „Corona-Tagebuch“ von Nele Ströbel. Das 60-seitige Großalbum enthält Linolschnitte aus dem Shutdown mit aquarellierte Frottagen der Mailkorrespondenz der Künstlerin und Abdrücke von Linolstöcken aus den unmittelbaren Jahren nach 1945. Bei letzteren handelt es sich um ergreifende Motive aus einem Dachbodenfund. Die REM-Terrakotten sind ́Verdichtungen` der künstlerischen Auseinandersetzung mit Bildern, die sich aus dem mikroskopischen Blick herleiten. Der Titel REM steht dabei für zwei Bedeutungsebenen: das REM-Mikroskop (Raster Elektronen Mikroskop) und die REM-Phase im Schlaf (Rapid-Eye-Movement). Mit dem Mikroskop lassen sich phantastische Gehäuse von Einzellern entdecken und im Schlaf erinnern Traumgeflechte an verborgene Räume. Der „Tanz auf dem Vulkan“ ist so neu nicht. Mit ihrer aus farbig gefasstem Holz gearbeitete Skulpturengruppe „Berliner Totentanz“ knüpft Nele Ströbel an das gleichnamige monumentale mittelalterliche Wandgemälde in der St. Marienkirche am Alexanderplatz in Berlin an. Heute mag uns ein solcher Tanz der Skelette mit Menschen aus allen sozialen Schichten makaber erscheinen. Die Interpretation der Künstlerin stimmt da freundlicher. Zahlreiche Zeichnungen und Drucke runden die Ausstellung ab. Dank der großen Fensterfront ist die Ausstellung auch von der Straße aus gut an- und einsehbar – und hoffentlich bald auch durch „life“ Besuche in den Galerieräumen. Zu solchen life-Besuchen können Sie sich gerne per Mail (info@pamme-vogelsang.de) oder telefonisch unter 0221/80 15 87 63 anmelden. Das Frauenmuseum in Bonn zeigt in der aktuellen Ausstellung „Langeweile im Paradies“ noch bis zum 31.10.21 unter anderem die Installation „Der andere Garten“ von Nele Ströbel.