salon des nomades
Objets Nele Ströbel Rathausgalerie nomaden salon :
« Tente nomade flottante », 2019, coulée de croissance, cadre métallique,
1m x 4,65 m x 5 m, spécialement conçue pour la galerie de l’hôtel de ville et cousue par l’artiste elle-même.
Une sorte de tente, fixée au sol par des sacs de sable pour former un cercle. Une membrane pour les réunions nomades et la communication.
« Spirale de la mémoire », 2017/19, travail mural avec des sacs en cuir et des valises historiques,
six dessins à la main en leporello et dix impressions numériques ovales de différents motifs d’atelier sur acrylique.
Au centre est accroché le tirage Din A 5 de la 1ère carte nomade, Berlin/ Munich, une compilation de 2015. A gauche, au sol, se trouve une valise de poche marquée au marqueur dans laquelle se trouve une « boucle d’outils ». 4 m x 4,5 m x 0,2 m.
« Plan B », 2018, marqueur et impression sur textile. Linogravures sur papier avec des motifs de la galerie de l’hôtel de ville, trépied avec mini-projecteur enveloppé par une impression. L’œuvre s’appelle Plan B parce qu’elle peut être construite aussi bien horizontalement que verticalement. Les douze travaux sur papier montés déterminent la direction de la perception. La projection sur un papier A4 montre un aperçu des travaux d’atelier de Nele Ströbel et une procession tournante de baguettes de bois dans l’atelier berlinois. 2,06 m x 4,55 m.
Un exemplaire du cycle « Berliner Rollbilder », 2017, technique mixte sur papier,montre des esquisses du « salon nomade
« Procession des compagnons éternels », 2017/19, six ustensiles en métal de l’atelier servent de socle à des modèles spatiaux : seize conteneurs en argile, dix blocs moteurs et cinq pièces de machines en terre cuite aux contenus abstraits, partiellement émaillés. Quatre « modèles spatiaux sur palettes » en argile rouge communiquent avec la spirale du souvenir. 5 m x 6 m x 1,5 m.
Les six valises médias, 2017/19, en aluminium avec écran et parfois un lecteur externe, montrent les visites d’atelier de Nele Ströbel chez les autres artistes participants*, avec le son original sur les rebords de fenêtre.
Des boucles sur le développement du salon nomade, sur les « outils comme témoins » et sur les « situations nomades » seront également présentées sur un plateau tournant sans fin.
0,48m x 0,72m x 0,125m
<p><span class= »med »><strong>Ein Artistenleben von Johannes Muggenthaler</strong></span><br />Die Ausstellung “Nomaden Salon” behandelt einen wichtigen Aspekt des<br />Künstlerlebens, das Reisen, das Unterwegssein. Das Thema, das wir hier<br />bebildert sehen, das Leben an und zwischen mehreren Orten, kennen wir<br />von allen Künsten. Das ist bei den Schriftstellern nicht anders als bei den<br />Schauspielern oder den Musikern: Ein Artistenleben.<br />Künstler gehören zum fahrenden Volk, auch wenn das manchmal nur heißt, von<br />einer Stadt in eine andere Stadt zu fahren, um eine Ausstellung zu eröffnen. Die<br />Zelte werden hier und dort aufgeschlagen, es wird aufgebaut und wieder abgebaut.<br />Kunstausstellungen sind temporäre Veranstaltungen, sie haben eine Laufzeit<br />und ein Ablaufdatum. Kunstausstellungen sind auch Verkaufsveranstaltungen. Das<br />ist in wenig so, als könne man im Zirkus nach der Vorstellung die Tiere kaufen,<br />die gerade eben noch Kunststücke vorgeführt haben. Kunstwerke sind also Kunststücke,<br />die dauerhaft bleiben wollen. Für die man einen guten Platz sucht.<br />Die erhoffte Sesshaftigkeit der Kunstwerke wird paradoxerweise dadurch befördert,<br />dass die Künstlerinnen und Künstler eine nomadische Lebensform annehmen. Um hier<br />und dort, in möglichst vielen Galerien und Kunsthallen, in möglichst vielen Städten<br />präsent zu sein.<br />In der Rathausgalerie ist ein großes Zelt aufgeschlagen worden. Die historische<br />Halle im Zentrum der Stadt ist für die Dauer von sieben Wochen in einen<br />Campingplatz, in einen Zeltplatz umgewandelt worden. Mit bester Erreichbarkeit<br />und Verkehrsanbindung für unsere Touristen. Aber natürlich auch für unser<br />treues Fachpublikum. Der Brunnen der Rathaushalle ist aus nomadischer Sicht<br />purer orientalischer Luxus. Dieses erfrischende Zelt mit sprudelnder Quelle ist<br />der zentrale Punkt für die vielen Begleitveranstaltungen in der Laufzeit der<br />Ausstellung. Das Zelt wird ein Ort der Gespräche, der Begegnungen sein.<br />Jedes Ausstellungskonzept lebt (wie der Brunnen vom Wasser) wesentlich von<br />den künstlerischen Arbeiten, die es in Bewegung halten. Die versammelten Arbeiten<br />sind aber keine Illustrationen zum Thema Nomadentum.<br />Das ist nur einer von vielen Aspekten, unter denen man die Arbeiten betrachten<br />kann. Jede Ausstellung ist eine Summe des Vielen. Und es ist ein schönes<br />Rätsel der Ausstellung “Nomaden Salon”, wie es gelingen kann, dass drei so<br />unterschiedliche künstlerische Statements ein spannendes Miteinander eingehen<br />und erfolgreich ein gemeinsames Ausstellungserlebnis ermöglichen.<br />Wir bedanken uns sehr bei Nele Ströbel, bei Isabelle Dyckerhoff und dem Künstlerpaar<br />Venske & Spänle für diese ungewöhnliche, angenehm erstaunliche Ausstellung! <br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image006_0000.jpg » alt= »text2″ width= »698″ height= »963″ /></p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image004_0000.jpg » alt= »text1″ width= »698″ height= »924″ /></p><p> </p><p class= »med »><strong>Versuchsanordnung zur Feldforschung von Nele Ströbel, Kuratorin</strong></p><p>Als ich vor zwei Jahren Johannes Muggenthaler für eine Ausstellung in den großartigen<br />Räumen der Rathausgalerie/ Kunsthalle gewinnen konnte, war ganz klar:<br />Im Mittelpunk des Raumes ist das Haus der Nomaden, das Zelt.<br />Es soll Rahmen und Brennglas zugleich darstellen. Ein Transformationsort aus<br />Wachstumsflies, schwebend mit Sandsäckchen beschwert.<br />Es stand auch fest, dass die Malerin Isabelle Dyckerhoff und die Bildhauer*innen<br />Venske & Spänle an der Ausstellung teilnehmen.<br />Isabelles Arbeit erlebe ich in München und Berlin, wir besuchen einander in den Ateliers,<br />sie stellte in meinem Salon Friedenau aus.<br />Isabelle schwebt auf ihren großen Leinwänden voll geheimnisvollem Informel seit Jahren<br />zwischen Kreuzberg und der Domagkstraße aus und ein, wie auf einem fliegenden<br />Teppich.</p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image008_0000.jpg » alt= »text3″ width= »698″ height= »465″ /><br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image010_0000.jpg » alt= »text4″ width= »698″ height= »465″ /></p><p>Noch länger kenne ich das Künstlerduo Julia Venske und Gregor Spänle.<br />Die Beiden waren schon beim “imbenge dreamhouse” 2003/4 mit von der Partie.<br />Venske & Spänle verbringen ihre Smörf-Kosmologie auf Augenhöhe in die entferntesten<br />Erdteile. Sie arbeiten in München in 2 Seecontainern bei Halle 6 und manchmal<br />schleifen sie auch ihre Steine in Hotelbadezimmern um Mitternacht.<br />So entstand ein sehr lebendiges Ausstellungskonzept mit Malerei auf Leinwand, Plastiken<br />aus Laaser Marmor und meinen Rauminstallationen aus Terrakottaobjekten, die mit<br />Digitaldrucken, Loops und Artefakten aus dem Atelier komponiert sind. Der Vielklang<br />und die Kommunikation der Kunstwerke untereinander machen diesen nomaden salon<br />aus.<br />Der Titel der Ausstellung lässt Widersprüchlichkeit anklingen:<br />Hier die Wanderschaft auf der Suche nach Brot und Erkenntnis und Erfahrung, dort<br />der etablierte Raum für Experimente, wie ihn die Salonkultur um 1900 bildete.<br />In diesem Spannungsfeld ist auch der nomaden salon angesiedelt.<br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image012_0000.jpg » alt= »text6″ width= »697″ height= »489″ /></p><p><span class= »med »><strong>Versuchsanordnung zur Feldforschung von Nele Ströbel, Kuratorin</strong></span></p><p><br />nomaden salon über nomadisches Wissen und künstlerische Praxis zwischen München,<br />Berlin und der Welt<br />Arbeitsnomaden leben im ständigem Ausnahmemodus.<br />Auch wenn sie zwei konkrete Aufenthaltsorte besitzen, ist da immer noch der Weg<br />dazwischen und die Fragen: Was brauche ich in B, was ich zuletzt in A gesehen<br />habe?<br />In Zeiten globaler Flucht und Vertreibung sicher ein banales Privilegiertenproblem.<br />Wie verändert der Aufenthaltsort meine Wahrnehmung?<br />Es gilt jedoch, gerade für uns Künstler, diese Fragen zu stellen.<br />Nur Querdenker und Universalisten können noch Funken von Erkenntnis produzieren,<br />so komplex und widersprüchlich ist das Weltgeschehen, so rasend schnell und sprunghaft<br />sind die Veränderungen.<br />Wie können bildende Künstler*Innen auf die beschleunigte, äußere Welt reagieren, in<br />ihr arbeiten, ohne den Kontakt zur Innenwelt zu verlieren.<br />Eine Muschel liegt am Meeresgrund in ihrem Gehäuse. Sie nimmt unentwegt Wasser<br />mit Schwebeteilchen auf und gibt es in veränderter Form wieder ab.<br />Das Geheimnis um diese ‘blackbox’ ist vergleichbar mit künstlerischem Schaffen in<br />verschiedenen Aggregatszuständen. Die Arbeit mit unterschiedlichen Sedimenten<br />entsteht durch den Ortswechsel zwangsläufig. Extreme Unterschiede befördern oft<br />komplett neue Lösungsansätze und Wege.<br />Der eurozentrische Blick ist erkenntnisreich, solange auch ganz Europa im Blickfeld ist.<br />Auch der arme, chaotische Teil mit dem hohen Maß an Improvisationskunst und dem<br />kühnen Mut der Verzweiflung. Große Themen im nomaden salon.<br />Die Frage, die sich für viele Menschen stellt lautet: Bewegung oder Besitz?<br />Fokussieren wir den Blick auf den kreativ arbeitenden Menschen: Ist der Künstler, der<br />allein schon durch seine Tätigkeit dem Durchschnitt der Bevölkerung suspekt bleibt, ein<br />am Rande der Gesellschaft agierender, oder arbeitet er in deren Zentrum? Hinter der<br />Frage nach der physischen Verortung künstlerischen Schaffens steckt eine viel tiefergehende,<br />essentiellere. Sie ist eng mit der Frage verknüpft, welche Rolle der Künstler/<br />die Künstlerin in unserer Gesellschaft einnimmt. Ist er/sie am Rande anzusiedeln oder<br />vielmehr mittendrin?<br />Die Zwänge, die zu einem nomadischen Künstlerdasein führen, sind vor allem ökonomischer<br />Natur. In den großen Städten besiedeln sie in der Zwischennutzung geräumige Industriebrachen,<br />bis sie aus dem wirtschaftlich attraktiv gewordenen Quartier verdrängt werden.<br />Tatsächlich ließe es sich auch andersherum sehen: Das Feld auf dem die Blumen der<br />schöpferischen Energie wachsen, ist dann abgeweidet, wenn die Flur versiegelt wird.<br />Dementsprechend hieße es, das nomadische Künstlertum ist kein Resultat von Zwängen,<br />sondern Ausdruck eines Verlangens nach kreativem, fruchtbarem Freiraum.<br />Vor diesem hier grob skizzierten Hintergrund entwickelt sich der nomaden salon mit<br />drei vollkommen verschiedenen Biografien und künstlerischen Ansätzen. Die Bildhauerin<br />Nele Ströbel und die Malerin Isabelle Dyckerhoff pendeln zwischen den Metropolen<br />München und Berlin, das Bildhauerduo Venske & Spaenle arbeitet in der bayerischen<br />Landeshauptstadt in zwei Seecontainern, um von dort die Welt zu erobern.<br />Im Rahmen einer „Feldforschung“ erobern Objektgruppen die Halle der Rathausgalerie.<br />Eine dieser Gruppen nennt sich die Prozession der ständigen Begleiter. In ihr wird<br />mit Raumskulpturen und Malerei vom Leben im Atelier berichtet und der Spannungsbogen<br />zwischen den unterschiedlichen Arbeits-Städten materialisiert. In der zweiten<br />Themengruppe, der Spirale der Erinnerung, öffnen die Künstler*innen Erzählräume<br />für Bildobjekte und digitale Loops, die aus der jeweiligen Stadt als Werkstatt berichten.<br />Im Zentrum der Halle, bedeutungsvoll den Brunnen als Lebens- und Schaffensquelle<br />einbindend, erhebt sich ein Nomadenzelt. Das Zelt bildet den Rahmen für die Konferenz<br />der Künstler, einem vielfältigen Programm der Begegnung und Bewegung.</p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image014_0000.jpg » alt= »text7″ width= »698″ height= »523″ /></p><p class= »med »><strong>Einführung zum nomaden salon von Christian Schoen</strong></p><p>Der nomaden salon, initiiert von der Künstlerin Nele Ströbel, versteht sich als ein Raumlabor<br />über nomadisches Wissen und künstlerische Praxis zwischen München, Berlin<br />und der Welt. Was hier für das konkrete Projekt, resultierend aus sich überkreuzenden<br />Künstlerbiografien entwickelt wurde, ist weniger klassische Ausstellung vollendeter<br />Kunstwerke. Vielmehr handelt es sich um die Veranschaulichung unterschiedlicher<br />Arbeitsweisen im Kontext des modernen künstlerischen Nomadentums. Was bedeutet<br />es, Ateliers in unterschiedlichen Städten zu unterhalten? Wie wirkt das Unterwegssein<br />auf die Kunst? Doch dieses Projekt ist mehr, denn es wirft viele virulente Fragen<br />jenseits der einzelnen Künstlerbiografien auf, die in unserer global vernetzten Welt von<br />Bedeutung sind. Es sind subjektive Fragen nach der eigenen Identität vor dem Hintergrund<br />der individuellen Dislozierung und des großen medialen Rauschens; es ergeben sich<br />weiterführende Fragen etwa nach der Bedeutung von Heimat oder dem Wesen und<br />Wert von Arbeit. <br />Dem Begriff „Nomade“ haftet etwas romantisch Verklärtes an. Er leitet sich von dem<br />griechischen Wort für „Weide“ ab, und vor unserem geistigen Auge sehen wir Menschen,<br />die zwar in ärmlichen Verhältnissen aber doch in Einklang mit der Natur genügsam<br />leben. Die wenigen traditionell nomadischen Stämme, die es heute noch gibt, sind für<br />uns ein anheimelndes Echo aus der Frühzeit der zwanzigtausend Jahre währenden<br />Phase der Menschheitsgeschichte. Dieser früh-steinzeitlichen Epoche folgte die Periode<br />der Sesshaftigkeit, des dörfischen (auf griechisch „politischen“) Lebens. Bereits bei<br />Aristoteles zeigte sich die Skepsis gegenüber dem Nomaden, der „arbeitsscheu“ sei, da<br />er seine Ernährung „in aller Muße und ohne Mühe, und nur weil das Vieh gezwungen<br />ist, wegen der Weide den Ort zu wechseln“ so muss auch er mitgehen, als würde er<br />„einen lebendigen Acker bebauen“.<br />Postmoderner Nomadismus ist nicht geprägt durch Naturnähe, er koppelt sich nicht an<br />die Nahrung. Nomadismus in unserer westlichen Welt ist vielmehr das Resultat dessen,<br />was sich unter dem Begriff „Globalisierung“ versammelt. Das aktuelle Nomadentum<br />wird von ökonomischen Zwängen und den Möglichkeiten medialer Vernetzung getrieben.<br />Es wird beflügelt von der Suche nach Lebensnischen, nach Arbeitsfeldern, nach<br />Möglichkeiten der individuellen Verwirklichung. Mobilität und inhaltliche Flexibilität sind<br />in Zeiten von befristeten Arbeitsverträgen von großem Vorteil.</p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image016_0000.jpg » alt= »text8″ width= »698″ height= »521″ /></p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image018_0000.jpg » alt= »text9″ width= »698″ height= »523″ /></p><p class= »med »><strong>nomaden salon von Nele Ströbel</strong></p><p>1994 stellte ich unter dem Titel „nomad“ entfaltbare<br />Bildhauerobjekte und bearbeitete Lithographien in<br />der Artothek München aus.<br />Thematischer Schwerpunkt war der Schaffensprozess<br />und die Werkzeuge als Zeugen des Werks selbst.<br />So hat für mich der Begriff des Nomadischen eine<br />weitere Dimension bekommen, die ich bis heute in<br />meinen Raumarbeiten untersuche.<br />Zur Langen Nacht der Museen 2003 installierte<br />ich in einem Werkstatt Container auf der Straße,<br />ein Gästezimmer für den nomadisierenden Dauereinsatz<br />von Arbeit. Ein „Chambre d’amis“ ohne<br />Bett und ohne Fenster ins Freie. Reale und fiktive<br />Gegenstände aus dem Atelier wurden mittels<br />Kaschiertechnik in rotes Paper getaucht und zu<br />einem imaginären Arbeitsplatz, dem ‘Roten Zimmer’<br />komponiert.<br />Den Katalogtext zu meiner Jubiläums-installation<br />„kunst-koffer-gasteig“ 2011 verfasste Dr. Hans-<br />Georg Küppers unter dem Titel “Die Häuser der<br />Nomaden“.<br />Seit 2012 arbeite ich in zwei Metropolen in zwei<br />Ateliers.<br />Berlin: kühles Tiefparterre in einer ehemaligen Remise,<br />ideal für heiße Sommer, ein Kokon für die<br />Reise in die Biografie.<br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image020_0000.jpg » alt= »text10″ width= »698″ height= »392″ />München: ein helles, klares Loft für den Winter.<img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image022_0000.jpg » alt= »text11″ width= »698″ height= »392″ /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image024.jpg » alt= »text12″ width= »698″ height= »392″ /></p><p>Berlin ist aufregend. Es gibt unendlich viele Lebensentwürfe, auch von unendlich vielen<br />Künstlerinnen und Künstlern. Von 0 bis 100, von Hartz IV bis Megastar, das gehört<br />für mich zu einer Metropole dazu. Auch das Scheitern, vormals in Wien beheimatet,<br />lebt und arbeitet hier prächtig. Dauernd kommen neue Leute an, erfinden sich und ihr<br />Umfeld neu.<br />Und ich stelle mir die Frage: Wie stehen Arbeit und Ort in (un-)mittelbarer Beziehung?<br />In München ist diese Form der Eigendynamik<br />nicht möglich. Künstlerische Strategien<br />müssen subversiver sein. Viele Erfahrungen<br />mit der Gentrifizierung sind inzwischen auch<br />für Berliner Künstler sehr wichtig und kostbar.<br />Wenn man in München künstlerisch überlebt,<br />kann man dies in Berlin mit Bravour. Man<br />lernt auf kleinstem Raum zu experimentieren.<br />Versuchsanordnungen in epischer Breite sind<br />selten möglich. Dazu fehlen in München die<br />Brachen und Freiräume.<br />Trotzdem gibt es hier weniger Stress und<br />Hektik, bessere Luft zum Atmen. In Berlin<br />ändert sich dauernd alles, das ist auch<br />ein Unterschied. Ich brauche sowohl den<br />Ortswechsel als auch das Reisen im Kopf<br />- ein Topos mit 1000 Facetten. Die andere<br />Verortung, das Zettel- und Schriftenreich.<br />Aus diesen unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />kann ich für meine künstlerische<br />Arbeit schöpfen.<br />Obwohl Künstler auch in Zeiten globaler Wanderungen vom Innenraum gelenkt werden,<br />stellt sich die Frage, inwieweit Orte die Arbeit beeinflussen. Im Rahmen dieser „Feldforschung“<br />erobern Objektgruppen die Hallen der Rathausgalerie: In der Prozession der<br />ständigen Begleiter wird auf rollbaren Gerätschaften mit Terrakottaobjekten vom Leben<br />im Atelier berichtet und der Spannungsbogen zwischen den unterschiedlichen Arbeits_<br />Städten materialisiert. In der zweiten Themengruppe, der Spirale der Erinnerung öffne<br />ich mit Reisekoffern, Leporellos und Digitaldrucken aus Acrylscheiben Erzählräume für<br />Bildobjekte und digitale Loops, die aus der jeweiligen Stadt als Werkstatt berichten. Die<br />Konferenz der Künstler findet im flottierenden Nomadenzelt im Zentrum statt, geballte<br />Bewegung und Kommunikation sind zu erwarten.</p><p> </p><p>„Plan B“, 2018<br />Marker und Druck auf Textil. Linoldrucke auf Papier mit Motiven aus der Rathausgalerie, Stativ mit ummantelten<br />Minibeamer. Die Arbeit heißt Plan B, weil sie sowohl horizontal als auch vertikal aufgebaut werden kann. Die zwölf</p><p>aufmontierten Papierarbeiten bestimmen die Wahrnehmungsrichtung. Die Projektion auf ein A 4 Papier. <br />zeigt Einblicke in die Werkstattarbeiten von Nele Ströbel und eine sich drehende Prozession von Holzleisten im<br />Berliner Atelier</p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image026.jpg » alt= »text13″ width= »698″ height= »931″ /></p><p class= »med »><strong>Nele Ströbel von Christian Schoen</strong></p><p>Nele Ströbel überschreitet beständig die Grenzen<br />und wandert zwischen Kunst, Wissenschaft und<br />Technik hin und her. Ihr Augenmerk ist gerichtet<br />auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Dabei<br />spielt der Paradigmenwechsel zwischen privatem<br />und öffentlichem Raum eine zentrale Rolle. In<br />letzter Konsequenz stellt sich für sie die Frage<br />nach der Aufgabe, der Erscheinung und dem Ort<br />von Kunst.<br />Die zwischen ihren Ateliers in München und<br />Berlin pendelnde Bildhauerin ist nicht von ungefähr<br />Initiatorin des nomaden salons. Das Transitorische<br />beschäftigt die Künstlerin bereits seit mehreren<br />Jahrzehnten.<br />Schon 1994 stellte sie unter dem Titel ‘nomad’<br />entfaltbare Bildhauerobjekte und bearbeitete<br />Lithografien aus, die nach der Bedeutung der<br />künstlerischen Werkzeuge als Zeugen des Werks<br />selbst fragte.<br />2003 installierte sie in einem Werkstattcontainer<br />im öffentlichen Raum ein Gästezimmer für den<br />nomadisierenden Dauereinsatz von Arbeit. Schon<br />dort tauchten reale und fiktive Gegenstände aus<br />dem Atelieralltag auf, die sie verfremdet in dem<br />„Chambre d’amis“ präsentierte. Der Bereich des<br />nomaden salons, der als Prozession der ständigen<br />Begleiter bezeichnet ist, darf als Fortführung dieses<br />Konzepts gesehen werden. Hier wird mit Raumskulpturen,<br />Objekten und Collagen vom Leben im<br />Atelier berichtet. Welchen Beitrag leistet ein<br />Lastenkran oder ein Akkuschrauber bei der<br />künstlerischen Arbeit? „Die Grundlinie in meiner<br />Kunst“, so erklärte es Ströbel einst in einem<br />Interview, „ist der Versuch, räumliche Situationen<br />in Bewegung zu versetzen.“<br />Im Transfer von Utensilien ihrer Künstlerwerkstatt<br />in den Ausstellungskontext ergeben sich neue<br />Sichtweisen, nicht nur auf den jeweiligen Gegenstand,<br />sondern vor allem auf das eigentliche Tun.</p><p>„Flottierendes Nomadenzelt“, 2019 Wachstumsfließ, Metallrahmen<br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image028.jpg » alt= »text14″ width= »698″ height= »465″ /></p><p>Diese Seite:„Spirale der Erinnerung“, 2017/19<br />Wandarbeit mit historischen Koffern, Leporello-Handzeichnungen und<br />ovalen Digitaldrucken von verschiedener Ateliermotiven auf Acryl</p><p><br /><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image030.jpg » alt= »text15″ width= »698″ height= »523″ /><br /> „Berliner Rollbild“, 2017, Mischtechnik auf Papier<img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image032.jpg » alt= »text16″ width= »259″ height= »1026″ /></p><p>In diesem Zusammenhang stehen auch die sieben Koffer, die an der Wand<br />die Spirale der Erinnerung formen. Jeder einzelne Koffer bildet einen<br />Erzählraum, der – sei es durch Bildobjekte oder durch digitale Loops – von<br />den Werkstattorten Berlin und München berichtet. Das hier Gezeigte ist mehr<br />als pure Dokumentation oder Rekonstruktion des Arbeitsalltags.<br />Seit vielen Jahren ist sie in nahen und fernen Ländern unterwegs, um das<br />Zusammenspiel spezifischer Topografien und den jeweils dort lebenden,<br />handelnden und gestaltenden Menschen in ihren sozialen Strukturen zu<br />untersuchen. Für ihr Projekt Hortus conclusus bereiste sie 2006 fünfzehn<br />bayerische Frauenklöster, um deren Gärten zu<br />studieren. Fünf Jahre später weitete sie das Thema aus, indem sie sich mit<br />dem zeitgemäßen Phänomen des „urban- bzw guerilla-gardening“<br />auseinandersetzte, dann in Berlin-Neukölln.<br />In Berlin-Neukölln befindet sich auch ihr Atelier. Berlin bietet ihr ein Fenster<br />zu den unterschiedlichsten Lebensentwürfen, es ist eine Stadt der<br />Gegensätze und der Extreme. Ströbel reflektiert sehr wohl den Unterschied<br />zu dem Leben in ihrer zweiten künstlerischen Heimat München, wo gegen<br />die Saturiertheit angekämpft werden muss, damit der kreative Geist überleben<br />kann. Dort wo in Berlin ständig Bewegung herrscht, ist München in Schönheit<br />erstarrt. Doch der Mangel an Freiräumen wird kompensiert durch eine ruhigere<br />Lebensart, also weniger Hektik und Stress.<br />So ist das Leben der Künstlerin Nele Ströbel in den beiden Städten nicht nur<br />ein nomadisches, sondern gibt ihr auch die Chance sich die jeweils besten,<br />interessantesten, inspirierendsten Seiten auswählen zu können.<br />Für Nele Ströbel ist der Ortswechsel, der auch das Reisen im Kopf meint,<br />gleichermaßen Notwendigkeit wie Gegenstand ihrer Kunst.</p><p>Vier „Raummodelle auf Paletten“ aus rotem Ton kommunizieren mit der Spirale der Erinnerung<br /> „Prozession der ewigen Begleiter“, 2017/19, sechs Metallgerätschaften aus dem Atelier dienen als Sockel<br />für Raummodelle: Lehm-Container, Motorblöcke, Maschinenteile aus Terrakotta, teilweise glasiert</p><p><img src= »http://nele-stroebel.de/nomaden%20salon/nomad texte_clip_image036.jpg » alt= »text18″ width= »698″ height= »523″ /></p><p>Impressum<br />nomaden salon<br />kuratiert von Nele Ströbel<br />Eine Publikation aus Anlass der gleichnahmigen<br />Ausstellung in der Rathausgalerie Kunsthalle<br />München vom 21.3. bis 3.5.2019<br />Rathausgalerie Kunsthalle<br />Marienplatz 8<br />80331 München<br />www.muenchen.de/rathausgalerie<br />www.facebook.com/rathausgaleirie.kunsthalle<br />Kuratorin der Ausstellung “noamden salon”:<br />Nele Ströbel<br />Verantwortlich für das Ausstellungsprogramm der Rathausgalerie Kunsthalle:<br />Johannes Muggenthaler, Kulturreferat München</p><p>Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung, sowie<br />Übersetzung, vorbehalten. Kein Titel, keine Abbildung und kein Text dieses Werkes<br />darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers<br />reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt<br />oder verbreitet werden.<br />ISBN 978-3-945055-10-6 verlag nele-stroebel Printed in Germany</p>