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 JAPAN 2025 Zeichnungen und Berichte

JAPAN 2025 Zeichnungen und Berichte

Das bearbeitete Softcover von „Madame Dot“ (Yayoi Kusama) und mein Kommentar-Leporello entstand auf meiner Japanreise 2025.

Es handelt sich um die 1984 auf Japanisch veröffentlichte Geschichte “The Hustler´s Grotto of Christopher Street”. Ich habe sie als 2012 gedrucktes Paperback in einem Büchertauschregal in Nagano, nahe ihrem Geburtsort Matsumoto entdeckt.

Meine Recherchen im Netz und mit einem Übersetzungsprogramm ergaben, dass sie diesen Text kurz vor ihrer Rückkehr nach Japan in den frühen 1970gern veröffentlicht hat.

Es ist die Geschichte über die unglückliche Liebe einer Frau zu einem Heroin abhängigen Stricher in New York, die im gemeinsamen Suizid endet und eventuell in Teilen autobiographische Züge aufweist.

Kurz vor meinem Fund ist Yayoi Kusama, am 22.März in Tokyo 96 Jahre alt geworden und immer noch sehr produktiv.

Ich war so fasziniert von dieser frühen Arbeit, dass ich begann die Seiten des Buches mit meinen Zeichen zu bearbeiten und so für mich zu deuten. Es war eine Art Kommunikation über ihre Skulpturen die erst nach und nach später zu Dots wurden.

In meiner frühen Zeit als Künstlerin habe ich auch viele phallisch anmutende Plastiken modelliert.

Diese Stelen waren meine Antwort auf die, seinerzeit stark männlich dominierten Bildhauerei.

Das dazu gehörige Leporello ist auch mit Leucht-Aquarellfarben von Kramer (lichtecht) gestaltet. Die brushstrokes entstanden mit Hilfe japanischer Zahnbürsten die besonders fein sind.

Auf meiner 5 Wochen andauernden Japanreise habe ich an die 20 Leporellos zu meinen Gefühlen und Eindrücken gemalt, collagiert und gezeichnet.

Einige sind in einem Reisebericht abgebildet den Sie gerne bei mir anfordern können.

Okonomiyaki, Takoyaki und Kushikatsu

Eine Explosion der Synapsen, das bewirkt der Bahnhof Osaka bei mir, manchmal bis zu leisen Tränen. Reinkommen zu einer bestimmten Art von Bahngesellschaft und deren Zügen in unaussprechlichen Richtungen geht noch. ABER wieder rausfinden und die richtige Richtung und Ebene nach Hause finden ist jedes Mal wieder eine echte Herausforderung. Das GPS fällt oft aus, weiß die Ebene von Haus aus nicht, und Frau irrt und irrt, nach einem langen Besuchstag ermüdet herum. Bis es endlich doch irgendwie klappt am richtigen Ausgang zu landen.

https://www.osakastation.com/osaka-station-map-finding-your-way/

Wie wir nach dem, bis zum allerletzten Sitzplatz besetzten, Flug ankamen half es nur ein Taxi zu nehmen. Selbst dafür brauchten wir eine Helping Hand. Taxis sind erst auf den letzten Metern ausgeschildert.

Ansonsten haben wir viel Glück mit unserer Unterkunft: echt groß und für den Umeda Kiez echt leise, ein sonniger Balkon.

Wir waren auf der Museumsinsel Nakanoshima um das MOCA, das National Museum und das Keramikmuseum zu besuchen. Alles streng Japanisch, auch die Beschriftung, ohne einen Kameraübersetzer verloren. Die wiederholt aufgebaute Burg mit ihrem Turm war spektakulär aber zu überlaufen. Wir sind dann weiter zum zauberhaften Shitennoji Tempel, einer wundersam in die Skyscraper eingebettete Anlage mit begehbarer Pagode, zauberhaften Fresken und einem gigantischen Tempelflohmarkt. Da gab es wirklich alles vom Direktverkäufer, schade dass diese Wunderwelt am Beginn unserer Reise lag. Sonst hätten wir mehr als eine mit Steinchen gebatikte Kimonojacke und Seidenschal für zusammen 10 Euro gekauft. Die ersten Kirschblüten wurden gesichtet.

Gestern waren wir mit dem JR in Nara um die dortige Tempelanlage mit der legendären Golden Hall zu besichtigen und all die heiligen Hirsche, die frei herumlaufen zu bewundern. Ein echtes Highlight neben dem tollen alten Suppenhaus am Teich ist das Hotel Setre. Es wurde 2019 von Ryuichi Ashizawa Architects & associates Architecture Office· Osaka, Japan erbaut. Lehmziegel in einem erdbebensicheren Stahlgerüst, wunderbar puristische Holzgebilde in den einzelnen Zimmern, eine nachhaltige Augenweide. Nara hat auch ein großes Forschungsinstitut für alte Holzplastiken mit einem phantastischen Gangoi-Tempel und historischem Grabsteingarten.

Heute gehen wir es ruhiger an, den Balkon über den Dächern genießen, waschen, malen, schreiben.

Samstags waren wir im westlichen Shopping Stadtteil Namba auf der Suche nach Obst und Gemüse. In den Standardläden ist jede Gelbe Rübe einzeln verpackt, Äpfel im Duett. Die Foodpassage voll, von Touristenpreisen geprägt. Dem Fluss entlang zur Werft, überall Tic tocerinnen mit neuen Choreographien. Ein wenig Grünzeug tragen wir nach Hause.

Sonntags sind wir zu Fuß unterwegs um Umeda City herum auf der Suche nach einem Nachbarschaftsgarten dem Shin. Erst aber am Regens Place gelandet, einer großen Freianlage mit futuristischer Bedachung. Pavillons von Initiativen „wie begrüne ich meinen….“. Alles Mini, auch die vielen hundert Kleinkinder, die aufs Niedlichste auf der walking fountain rumspringen und, nicht zu vergessen ihre auch sehr niedlichen Mütter. Es ist heiß. Der Shin ist einmal traditionell bepflanzt, mit Wasserläufen, auf der anderen Seite des Umeda Towers ist er horizontal und futuristisch. Beides Hightech und sicher nicht mit nachbarschaftlichen Mitteln bewirtschaftbar. Überall braune Grasflächen, trotz Bewässerungssystemen. In Japan fehlt es an Niederschlägen und Grundwasser. Die Reisernte war schon 2023 gefährdet. Es heißt, dass auch der Tourismus Verursacher ist. In Kyoto mag man das schon glauben, aber darüber später. Auf dem Heimweg, wir wollten auf keinen Fall durch den Bahnhof irren, landeten wir im Tsuyu No Tenjinja Tempel. Überall aufgeregte Freundinnen und junge Paare auf der Suche nach dem großen Liebesglück. Beten an der Tempelglocke, herzförmige Anrufungszettel, alles Pink.

Sicherheitshalber checken wir die Unterkunft in Kyoto vorab. Am Montag mit JR in 30 Minuten dort. Der Navi führt uns zu einem verzweifelten Wäschereiinhaber, der allerlei Pläne beibringt um uns wieder loszuwerden. Schließlich die richtige Adresse, wir gehen weiter zum Hotel. Kyoto ist sehr schön aber echt Overtourism.

Erst um 16 Uhr werden die Gäste ins Zimmer gelassen, das ist in ganz Japan so. In manchen Hotels kann man stundenweise Zeit dazu buchen, für 14 € die Stunde, aber nur manchmal.

Wir haben also unsere Koffer in der Wäscherei gelassen und sind zum Hanazonocho Tempel der Jodo Shinshu Hongwanji-ha in der Nähe des Bahnhofs. Dort gibt es einen eleganten Designerpavillon für Pilger in dem wir unsere restlichen Karotten genießen konnten. Die Anlage ist in dunklem Holz mit weiß gefassten Stirnen wie alle Kyotoer Tempel. Innen sehr golden und sehr gediegen. Es werden verschiedene Zeremonien abgehalten. Die Mitarbeiterinnen der Mönche sind jung und schön. In der Nähe ist auch Terakoya, das im maurischen Stil erbautes Lehrgebäude der Tokioter Uni. Ja und dann nach 16 Uhr erst mal der Schock:

“Double the price for half the space in comparison to BON Condominium Umeda Osaka is Apartment Hotel KANSO in Kyoto”.

This apartment has no space to store anything, the only closet for clothes is just a hole in the wall, no shelfs no clothes rail. All standard shelfs and boxes in the little fridge are gone, so you can cool nearly nothing. In the little bathroom no storage either. Nothing to put your suitcase on. Kitchen has only a one plate stove, one tiny pan, a frying pan without lid, 3 little plastic bowls. Really no place to cook a meal, besides no eating table with regular chairs either. Washing machine only operates cold. Since we already had paid for the week we tried our best to improve. Staff was very nice, but had very little equipment either. The owner of the house must be really keen for every penny instead of having happy guests. We usually do not write any reports because the things are always changing and subjective. But this time we must. Johannes 3th level Genius, Beschwerde an Booking.

Man braucht eine persönliche Genehmigung der kaiserlichen Verwaltung um in bestimmte Gärten zu kommen. Früh aufgestanden und in die riesige Anlage am Kyoto Gyoen gefahren.

Da sitzt Frau Maruyama aus Germering und erklärt uns in bestem Deutsch, dass wir ein dayticket erobert haben. Normalerweise muss 3 Monate bis 3 Tage vor dem Besuch online angesucht werden. Wir haben Glück und bekommen obendrein noch von einem herrlich koboldigen, Repurakōn Mitarbeiter, auch auf Denglisch den Tipp, gleich die anderen Gärten in der lokalen Verwaltung analog zu buchen. Ja und dass da am Ende der Anlage auch Kirschblüte!! Nach Führung und Ticketerwerb Teehaus mit Blick auf die Bäume und ihr verzücktes Publikum.

Durch den Kyoto Sento Imperial Garten führt ein sehr ambitionierter Herr mit weißen Handschuhen. Wunderschön und danach noch in den überfüllten öffentlichen Kaisergarten. Einheimische und Touristen in den unglaublichsten Klamotten und Körpermaßen, von Zwerg zu Monster jeden Alters, alles da.

Am Donnerstag um 9:30 Katsura Imperial Villa, der einzige Park der Eintritt kostet (€ 7.-). Ein geführter Traum durch Moose und Pagoden, Teehäuser mit Tuschmalerei, Aus- Durchblicke vom Feinsten gestylte Bäume und Büsche, fein drapierte Kieselsteine. Seit 1990 auf Grundwasser umgestellt hat dieser Garten auch schon ein Wasserproblem, trotz all der Sorge. Nach einer Siesta zur Shugakuin Imperial Villa raus in die Berge. Es hat geregnet die Ober-, Mittel- und Untervilla in Nebel gehüllt. Romantisch, aber kühl.

Gestern war Geisha-time. Für 3.000.- bis 10.000.- Yen/ day borgen sich junge Paare, Fräuleins und ganze Familien die Ausstattung inklusive der sehr gewöhnungsbedürftigen Zehensandalen aus und produzieren Bilder ohne Ende. Erst waren wir in den wunderschön restaurierten Gassen des Gion Viertels unter der strengen Bewachung von unendlich vielen Uniformierten unterwegs.

Vom Vergnügungspark um den Maruyamacho herum City Line 202 (wie gehabt sehr überfüllter Bus), vorbei am Nationalmuseum in Richtung Fukakusay Tempel mit den vielen orangenen Holztoren. Wir haben in Gion schon ein handgedrucktes Tuch von Eirakuya mit diesem Weltkulturerbe erworben. Auf dem Fußweg zum Tofuku-ji Tempel mit berühmtem Brücken- und Steingarten genießen wir des erst Macha-Softeis. Es kühlt die rebellischen Bronchien schön.

Am Fukakusay der Gau: Zigtausende, kostümiert oder in entsprechendem casual, am Schieben, Fotografieren, Schreien, Essen. Wir sind mit durch und dann mit einem, durch wundersamer Weise verfügbaren Taxi nach Hause geschlichen.

Am Samstag gehen wir vom Schlafplatz aus zu Fuß los, über den Fluss an Blumenläden vorbei zum Bezirk um das Nationalmuseum, Tempel und Kinderspielplätze unter Brücken auf dem Weg. Im Nationalschatz Japans, dem Sanjüsangen-do Tempel stehen 1001 vergoldete lebensgroße Statuen des Tausend bewaffneten Kannon, die sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite der Hauptstatue in 10 Reihen und 50 Säulen stehen. Davon stammen 124 Statuen aus dem ursprünglichen Tempel, der aus dem Feuer von 1249 gerettet wurde, während die restlichen 876 Statuen im 13. Jahrhundert entstanden. Die Statuen bestehen aus japanischer Zypresse, die mit Blattgold verkleidet ist. Die 28 Hütergottheiten sind sehr expressive, realistisch geformte  Plastiken, darunter die zwei berühmten Statuen von F’jin und Raijin die von jungen Familien angebetet werden. Das Nationalmuseum ist ohne Ankündigung geschlossen, die „Welle“ auf der Expo in Osaka. Vom zweiten Stock der Yasaka Pagode aus dem 6. Jahrhundert, im Yasakakamimachi Viertel, kann ich schon den großen Friedens-Buddha sehen. Sehr weiblich, im Innern wie die Bavaria begehbar erinnert das Denkmal auf eindrucksvolle Weise an die unbekannten Gefallenen des 2. Weltkriegs. Wir stiften Räucherstäbchen für den Weltfrieden. Im Kyocera Museum für Moderne Kunst gibt es endlose Schlangen für Monets Seerosen. Diesmal fotografiere auch ich das Lunch, fabuleux.

Im Holzschnittmuseum sind wir ganz alleine mit einer staunenden Mitarbeiterin Google Lens überlassen. Wir kommunizieren mit Körpersprache. Es gibt Originalfolianten von alten Japanischen Meister bis Picasso und Co, alle sehr exquisit. Japanische Holzschnitte wurden arbeitsteilig erstellt: künstlerischer Entwurf, Schnitzer, Drucker. Es gab ja noch keine Lettern, so dass immer ganze Sätze, Absätze in Kirsche geschnitzt werden mussten. Gerade zeigt die Kunstbibliothek in München eine große Auswahl anlässlich des sündteuren Ankaufs eines Abzugs der »Unter der Welle im Meer vor Kanagawa« des Künstlers Katsushika Hokusai (1760-1849) aus seiner Holzschnittserie »36 Ansichten des Berges Fuji«. Der heilige Berg ist im Hintergrund zu sehen, während im Vordergrund eine gewaltige Welle über Fischerbooten zu brechen droht. Die Darstellung wird als Verkörperung der Schönheit wie auch der Zerstörungskraft der Natur, als Metapher für die Vergänglichkeit menschlichen Lebens, aber auch als Symbol für das Eindringen des Westens in Japan gedeutet.

Die 15 Meditations-Steine im gerechten Kies-Meer des Ryoanji Tempels aus dem 14ten Jahrhundert, liegen etwas außerhalb am Berg in einem Weltkulturerbe Garten mit Teich. Kirschblüte überall. Die Wandmalereien sind sehr eindrucksvoll. Am Montag landen wir, auf der Suche nach Malutensilien in dem herrlichen Papiergeschäft Kyukyodo in Shimohannojimaecho. Seit 450 Jahren in Familienbesitz, nun in super neuer Architektur. Danach werden die Koffer gepackt. Danach stecke ich meine Füße in ein Fischbad, Ofuro. Erst Kitzel dann Wohlbehagen.

Seit Dienstag wohnen wir in der, im Gegensatz zu Kyoto, vom Weltkrieg verschonten, alten  Tempelstadt Kanazawa in einem architektonischen Kleinod dem We share Hotel KUMO Kanazawa bei der Burg. Der Architekt/Designer Yusuke Seki (1978, Tokio), hat 2020 ein ehemaliges Bürogebäude in ein Boutique Hotel verwandelt. Ein Traum mit einem modernen gitterförmigen Holzinterieur, das durch die vorhandenen strukturellen Betonpfeiler und gefliesten Ecken ergänzt wurde. 

KUMU, ein japanischer Begriff voller Nuancen, kann „verbinden“ (組む), „herausziehen“ (汲む) oder „gießen“ (酌む) ausdrücken und bezieht sich auf die Verbindungen zwischen Menschen und Orten, Empathie und den Geist der Gastfreundschaft. Solche vielfältigen Momente sind im gesamten Hotel zu finden, beginnend am Eingang mit der kleinen Galerie in der Werke lokaler Künstler ausgestellt werden. Im Teesalon Kissa & Co, ein modernes Cha-Shitsu mit lokalen Teesorten wie Kaga-Tee mit gerösteten Zweigen von GEN GEN AN, begleitet von japanischen Wagashi-Süßigkeiten von TARO aus Kanazawa.

„Die Konnektivität spiegelt die Absicht der Architekten wider, sich auf einen lokalen Kontext zu beziehen, der sowohl Einheimische als auch Gäste miteinander verbindet und eine gemeinschaftliche Harmonie in miteinander verbundenen Räumen findet“. So das Konzept. Auf der 3. und 5. Etage befinden sich Teeküchen mit großen Holztischen und Kunstwerken. Die Laundry ist mit einer Plastik und einer Wand aus transparentweißen Wäscheklammern verzaubert.

Mittwoch haben wir eine Ausstellung für altersgerechtes Equipment aufgesucht. Es gibt alleine Rollatoren in 100 Spielarten, von funktionalem bis poppigem Design und für jeden Geldbeutel. Ebenso Stöcke und Schuhe, alles zum Festpreis. Hier wird ohne Robotik Autonomie gelebt. Es gibt überall viele junge Menschen die arbeiten, die staatliche Unterstützung ist so gering, dass oft winzige Gestalten, gefühlt über 100 Jahre alt noch immer herumwerkeln. Gestern haben wir bei so einer kleinen Dame unser Baguette gekauft. Ich musste sie, (wegen Schwerhörigkeit?), erst persönlich in Ihrer Backstube aufstöbern.

Es wurde ein Tag der Architektur: Das Museum für D.T. Suzuki, einem nicht unumstrittenen Zen-Philosophen, (Nazikollaborateur ) vom Architekten Yoshio Taniguchi. Der MOCA Erweiterungsbau in NY und viele andere Landmarken gehen auf sein Konto. Das Gebäude des Architekturmuseums Kanazawa baute er zusammen mit Sohn Yoshirō mitten im Tempelbezirk über der Stadt. Dort ging die Sonderausstellung über die Stadt der Zukunft anhand eines runden Bibliothekbaus. Leider ohne Untertitel, da ist Lens dann doch überfordert.

Donnerstag den 3. April, nachdem der Regen nachgelassen hat, Spaziergang vom Oyama-Schrein zum Tamagawa Park Japans, angeblich dem Schönsten Aller. Mich hatten die Kaisergärten in Kyoto mehr fasziniert, waren auch fast ohne Touristen….

In der Burg kann man wundervoll gesteckte Dachböden mit ausschließlich Holzverbindern bestaunen. Riesige Stämme schmiegen sich förmlich ineinander. Im alten Geishaviertel Higashiyama trinke ich meinen ersten Matcha-Latte im kleinen Teehaus. Genau wie beim Softeis ein gewöhnungsbedürftiger Taste. Das Geisha Museum ist allerliebst eingerichtet. Musikraum, Küche, Umkleiden, viele gerundete Ecken, alles gedämpft beleuchtet.

Auf dem Heimweg Sori Yanagi (29 June 1915 – 25 Dezember 2011), Retrospektive. Da möchte ich sofort einziehen und alles haben wollen. Alltagsgestaltung/ Industriedesign vom Feinsten.

Gestern hab´ ich noch ein Video mit TOTO gedreht, zum Abschied von diesem freundlichen WC das sich sofort öffnet wenn ich in seine Nähe komme.

Mit dem Shinkansen landen wir nach einer Stunde in Nagano mitten in den Bergen, Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1993. Wir wohnen im 11 Stock mit Blick über den tollen Bahnhof und einem grandiosen Bergpanorama. Das Zimmer ist Westernstyle und hat einen Schreibtisch, einen hohen Rundtisch und zwei Stühle. Das Frühstück gibt es auf Tatamimatten im 12. OG. Die Schuhe aus, aber bequem an langen Tischen mit herrlichem Design und Blick. Es ist das schönste und leckerste Frühstück das ich je erlebt habe. Darüber reiche ich einen Bildband nach…..Wir hatten dann auch ein Abendmenü im gesonderten Separé. Die Frühstücksdamen in wunderschöne Geishas verwandelt ein 6 Gänge Menü incl. aller Getränke für 90 € unglaublich delikat und liebevoll serviert. Wir werden am nächsten Morgen nochmals besonders gewürdigt und Gedankt, kaum zu Fassen.

Sonnenschein, heute am großen Zenko-Ji Tempel, einer buddhistischen Anlage aus dem 7. Jahrhundert, 17 Grad und fast nur japanische Touristen. Die riesenhaften Tempelwächter Wächter (die „Niōs“ Naraen und Misshaku Kongō) sind so vollplastisch bravourös aus Holz gehauen wie die Wächter im Sanjüsangen-do Tempel Kyoto. Michelangelos David entstand erst 1504. Es ist echt erstaunlich, dass diese zwei Kunstwerke im Freien stehen, nur durch ein Hasengitter und das Holztor geschützt. Mein Vorschlag zur Aufnahme ins UNESCO Weltkulturerbe.

An der Straße zum Tempel liegt auch das Art Deco Haus Fujiya Gohonjin eine tolle Mischung aus American Bar und Teesalon das auch für Hochzeiten genutzt wird.

In der Edo-Ära beherbergte „Fujiya“ regelmäßig Feudalherren der Familie Maeda, die die Kaga-Domäne regierten. Im späten 18. bis frühen 19. Jahrhundert, mussten die Provinzherren die zentrale Militärregierung jedes zweite Jahr unter einem als „Sankin-Kai“ bekannten System dienen. Sie reisten alle zwei Jahre zwischen ihren Territorien und Edo (heute Tokio) hin und her. The Mizuno Museum ist sehr schön mit seiner Gesamtarchitektur zwischen dem Landschaftspark und den Museumsräumen, tolle Details, die Kunst sehr lokal und rar. Ähnlich rätselnd das fulminant gebaute Prefectural Museum von Miyazaki Hiroshi. Meisterliche Räume ohne spannende Kunstwerke, vieles leer wie im Humboldtforum.

Von Nagano aus haben wir mit lokalen Zügen einige Orte besucht. Matsumoto, den Geburtsort von Madame Dot, Yayoi Kusama, inzwischen 96 Jahre alt und immer noch extrem aktiv. Ich habe ihnen New York Roman „Christophers Bordel“ aus 74 entdeckt und mit Zeichnungen und Texten überarbeitet. Es geht um einen Heroin abhängigen Freund, der eigentlich Hetero als Stricher beschaffen gehen muss und von der Erzählerin gemanagt und geliebt wird. Das Ganze endet im Suizid…..

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Matsumoto eine großartige Samurai-Festung. Die Burg von Ueda, ein Kirschblüten-Ausflugsziel mit Line-up vor dem alten Schrein vieler Einheimischer. Am 7.April fahren wir erneut in das bezaubernde Obuse mit dem stylischen Museum für Hakusai und der Zaubervilla des großen Kalligraphen Nihonnoakari. Hier steht der Paravent eines Sammlers der alle „Ansichten des Fuji“ zeigt. Danach ins kuriose Museum zur Japanische Lampenkunst. Von krummen Talgstielen zu wundersamen, von gusseisernen Ratten gespeisten Öllampen und all den Lampions! Am Bahnhof verkauft der Vorsteher Riesenäpfel und Saftflaschen. Handelnde Bahnbeamte haben wir auch schon öfter erlebt. Gemüse, Selbstgebackenes, allerlei Gebastel wird vor den Schranken angeboten, bei Kauf eingescannt und dann direkt bezahlt. Entlang der Bahnlinien sind überall Felder von ev. fleißigen Beamten und Rentnern die sich etwas dazu verdienen.

Die Affen im Schnee-Bad der heißen Quellen haben wir auch besucht, gemeinsam mit all den Eltern die ihre Kleinen durch den Schlamm schleppten oder gar im Kinderwagen schoben. UND einheimische Rentnerinnen in Pantoffeln. Japan ist echt überraschend.

Gestern sind wir, wie zu erwarten pünktlich mit dem Shinkansen in Tokyo eingetroffen.

Strahlender Samstag-Sonnenschein und überall Menschenqueues, an Eingängen, Aufgängen, Transportmitteln. Zum Glück reisen wir ja mit wenig Gepäck und konnten an all den Schlangen vorbei den richtigen Ausgang aus diesem Moloch von einem Bahnhof finden und hinausschieben. Immer schön links bleiben und da ist Ginza. Bis zum Apartmenthaus ziehen wir durch Parks und Vergnügungsviertel, an spielenden Kindern, hippen Shoppern und Indischen Besuchergruppen vorbei. Alles wie in New York, aber vielfältiger. Schick und Style neben Kietz und morbidem Charme. Und dann das ewige Enträtseln von Zeichen und Bildkombinationen. Echtes Kraftfutter für die Synapsen.

Unser Haus liegt an, oder besser gesagt in einer mehrgeschossigen Stadtautobahn. Balkon, 5. Stock, am schlimmsten sind die Motorradraser, Kamikaze Sound, ärger als jeder Krankenwagen. Es gibt regelrechte Rennen mit getunten Fahrzeugen, all night long auf den nächtlichen Straßen. Gleich um die Ecke der Tokyo Tower mit tollen Aussichtsplattformen und davor viele japanische grell gestylten SelviestInnen. Am nächsten Morgen hatte ich noch schnell die oberste Plattform gebucht. Nun war er bei strahlendem Sonnenschein wegen Wind geschlossen. Der Ausblick vom Unterdeck ist auch beeindruckend. Wir können vieles was wir sehen und hören kaum glauben, kommen aus dem Staunen und dem Zeichnen nicht mehr raus.

Auf dem Weg, (trotz strömenden Regens) zum Bellesalle Shibuya Garden Sonntags-Flohmarkt im Mori Art Museum, benannt nach dem Japanischen Astronauten gelandet. Louise Bourgeois Spinne lauert im Freien. Herzliche Grüße aus Tokyo, hier läuft gerade eine sehr interessante Ausstellung über den Japanischen Underground 68: https://www.mori.art.museum/en/exhibitions/mamresearch011/index.html und natürlich „machine love“ zu KI und gaiming mit tollen KünstlerInnen: https://www.mori.art.museum/en/exhibitions/machine_love/index.html

Stadtteile wie Kaguazaka laden zum Flanieren ein. Verschrobene alte Gebäude neben architektonischer Stringenz und Kühnheit. Ein Plakat mit Katze fordert zum Gedichte-Wettbewerb auf, auch Englisch ist zugelassen. Kinder in Tokyo, ein eigenes Kapitel. Sie sind sehr brav und wohlgekleidet in ihren Vorschuluniformen, grüßen höflich, sehr resilient, fast unheimlich und nicht wenige.  Im Hamarikyü Park sticht die Sonne. Nun ist es schon richtig heiß. Die schicke Hafenbebauung erinnert an Oslos Bay. Im Matsuya Ginza kaufe ich im obersten Stock meinen Lieblings Lamy Kuli den es seit Jahren in Deutschland nicht mehr gibt und hauchfeine Schalen aus Papiermaché, vollkommener als Porzellane. Wir sind im berühmten Kaufhaus weil von dort der Ausflug zum Fuji am kommenden Morgen losgehen soll. Es macht Sinn komplizierte Wege vorher auszuprobieren. Auf dem Heimweg den Royal Garden von außen besichtigt, hätten uns sonst wieder kompliziert über das königliche Portal anmelden müssen.

Die Reise zum heilige Berg Fuji war wundervoll und mit bester Sicht gesegnet. Charmante Begegnungen mit Ex- AFSlern aus USA und Albanien, Your neigbours dear Germans. Mittagsmal mit Trumpgegnern aus Kalifornien. Die Weiterfahrt des Motohakone wurde wegen Sturm gesperrt. Auch die Seilbahn, Insel halt. Irre wie viele indische Familien unterwegs sind, teilweise sehr exzentrisch gekleidete, selbstbewusste Frauen. Alle mit dickem Navi-Daumen ausgestattet. Am Tokio Tower blühen die Schwertlilien. Wir besuchen dann noch den chilligen Uenopark mit einem tollen Museum zur Alltagskultur dieses Handwerkerviertels und einem beeindruckenden Schrein, das kaiserliche Museum mit Kalligraphie zwischen klassischer Perfektion und emblematischem, ja comichaftem Transfer.

Die Bürger von Calais und der Denker im National Museum für Westliche Kunst und dann der absolute Hammer: das Metropolitan. Architektur von 1975 (Mayekawa Kunio Associates) vom Feinsten. Das Möbel-Design, siehe https://finnjuhl.com/inspiration/stories-and-news/finn-juhl-and-danish-chairs-exhibition-in-tokyo ist fulminant und bequem dazu. Was auch auffällt: viel tolle Kunst am Bau und Landschaftsarchitektur. Auf dem Weg zum futuristischen Bahnhof, überall Exzentriker und auch Obdachlose, sonst in eher unsichtbar. Der Tempel im Yoyogi Park ist so überlaufen, dass wir uns den Meji-Schrein ersparen. Der heilige Wald darum herum hat ein wunderschönes neues Kaiserliches Museum von Kengo Kuma, dem großen Baumeister der Hölzer. Am allerletzten Tag waren wir noch auf der Suche nach einem Flohmarkt in Kishiwada gelandet. Eine echte Entdeckung dort die Burg mit wunderschönem Kiesgarten. Ein wunderbarer Abschiedsmoment von diesem eindrucksvollen Land.

Der erste Reisebericht meines Lebens, so wichtig ist mir diese Erinnerung!

Herzlich Nele Ströbel 2025

www.nele-stroebel.de