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Die Themen:
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Landshuter Bogen
Der Landshuter Bogen ist eine fünfteilige Raumform aus
gerahmten Lochblechen, auf die beidseitig Diatomeen gedruckt sind.
Diatomeen sind Einzeller, deren Silikatformen erst im
Rasterelektronenmikroskop erkennbar werden. Die Silikatpanzer
dieser Kieselalgen bilden seit dem Präkambrium den
Grundbestand lehmreicher Böden, deren Tonvorkommen Städte
wie Landshut zu wichtigen Kulturzentren heranwachsen ließ.
Diatomeen versinnbildlichen auch die Komplexität der
bionischen Wissenschaften im 21sten Jahrhundert.
Die radial gebogenen Segmente des Landshuter Bogens
verjüngen sich von 4,5 auf 2 Meter. Sie ziehen sich, an
Stahlseilen fixiert, durch den 12 Meter hohen Luftraum der
35 Meter langen Wandelhalle. Die Projektionen ihrer Grundrisse
bilden sich aus bis zu 10 Höhenmetern im steinernen
Fußboden ab.
Durch den Dialog der Elemente wird der zentrale Begegnungsort
zugleich gefasst und gefiltert, strukturiert und rhythmisiert.
Digitale Planungs- und Ausführungskette:
- Erstellung eines 3-D-Modells auf der Basis des analogen
Entwurfsmodells im CAD.
- Statische Überprüfung von Einbringpunkten und
Kunstwerk inkl. Tragwerksplanung und Seiltechnik.
- 3-D-Ausführungs- und Detailplanung des Kunstwerks.
- Ausgabe der digitalen Planungsdaten an die Gewerke als
Fertigungsbasis für Aufmasse der Einbringpunkte, Seile, des
Wasserstrahlschneiders und des Fußbodenlegers.
Landshut, Klinikum. 1998-99
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Baldachinfenster
Die schräge Ostwand der geplanten Krankenhauskapelle ist
durch ein großes Motiv gestaltet. Es handelt sich um die
zwanzigtausendfache Vergrößerung einer 0,4 mm
großen Radiolarie Peripyramis circumtexta, die Zeugnis ablegt
von der Formenvielfalt der Schöpfungsgeschichte. Wie eine Art
Baldachin verkörpert sie bildhaft das Dach im Hause
Gottes.
Ihre schwebende, raumgreifende Form löst die vorhandenen
extremen Fluchtlinien auf und bildet zugleich den Rahmen für
weitere Darstellungen von Einzellern. Steht der Betrachter in der
Kapelle, in die das Tageslicht gestreut einfällt, erlebt er
einen Farbraum, der erst auf den zweiten Blick sein Mysterium
offenbart.
Durch die Überlagerungen zweier Motivgläser wird ein
Zwischenraum geschaffen, dessen Tiefe in den Himmel weist und
zugleich den Sakralraum reflektiert. Es entsteht eine
atmosphärische Dichte, ein weites Fenster zu Gott. So wird die
Kapelle zum Gefäß, zum Haus im Haus, zum Ort der
Begegnung mit Gott, der Kontemplation und des gemeinsamen Erlebens
von Gottesdiensten.
Digitale Planungs- und Ausführungskette:
- Erstellung der Vorlagen für die Bedruckung der
Gläser.
- Statische Berechnung der Überkopflasten.
Wettbewerb Kapelle Rotkreuzkrankenhaus. 2001
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Meditationsgarten
Vom Geruch der Heilkräuter begleitet, wandelt der Mensch
zwischen den Terrakottaplatten im Meditationsgarten. Aus gebrannter
Erde modelliert, regen ihre konvexen und konkaven Oberflächen
zur Berührung an. Ihre Gestalt erinnert an Urformen von
Einzellern, die im Mikroskop sichtbar werden.
Je weiter man am R.E.M. (Raster Elektronen Mikroskop) in diese,
dem bloßen Auge verborgenen Raumgebilde reist, desto
intensiver wird die Erinnerung an Traumgeflechte aus der REM-Phase
des Schlafes. Die Morphologie der Bildausschnitte erscheint als
visionärer Ausdruck komplexer Ordnungssysteme und
Zusammenhänge.
Im Feld des Meditationsgartens berühren und treffen sich
Erinnerung und Gegenwart.
Digitale Planung:
2-D-Planung der Grundmatrix und des Modells.
Neubiberg, Friedhof. 2000
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flottierende welle
Diese Terrakotta beschäftigt sich mit den unterschiedlichen
Aggregatszuständen der kreativen Ursubstanz Ton. Die Module
der neun Quadratmeter großen Arbeit sind Viertelsegmente von
konvexen, rund / versetzt genoppten und konkaven, quadratisch im
rechten Winkel genoppten, ein Quadratmeter großen
Terrakottaplatten. Ihre höchsten Krümmungspunkte liegen
zwanzig Zentimeter über bzw. unter der horizontalen Ebene. Die
Einzelsegmente sind an den Schnittstellen geschlossen.
In ihrer rhythmischen Anordnung entfaltet sich eine flottierende
welle in großer Vielfältigkeit als erstarrte Bewegung.
Die Radien gehen ineinander über, brechen ab oder setzen sich
auf anderem Niveau fort. Die Elemente werden durch ein
Trägersystem mit Abstand zum Boden gehalten. Die Terrakotta
scheint, ihrer Materialität und Schwerkraft beraubt, zu
schweben.
Digitale Planung:
2-D-Digitalplanung der Grundmatrix und des Modells
Wien, EPO, Park am Belvedere. 2002.
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Daidalos´ Traum
Mit dem Wettbewerbsbeitrag Daidalos´ Traum wollte ich den
Einzug der Architektur auf der Gebäudefassade sichtbar machen.
Die als Hochbauamt umgenutzte Kaserne sollte zur Straßenseite
hin durch 69 'Fliegende Fenster' in Bewegung versetzt werden.
Die nach den Regeln des Goldenen Schnitts ermittelten
23 Achsen auf der monotonen Fassade bilden die Zentren der
durch Siebdruck auf den Rückseiten aufgebrachten Kreise. Wie
durch die Blenden von Objektiven sollten die Fassade durchdrungen
und imaginäre Achsen zur neubebauten Hofseite gelegt werden.
Die rückseitig auf die Gläser eingebrannten Motive sind
Muster aus dem CAD-Programm für Architekten und bionische
Strukturen aus der Welt der Diatomeen und Radiolarien, die in der
Statik biomorpher Architektur eine wichtige Rolle spielen. Die
gläsernen Elemente sollten mit 10 cm Abstand in
unterschiedlichen Winkeln vor dem Mauerwerk angebracht werden. Es
entstünde eine optische Durchdringung auf drei
Erscheinungsebenen, die die strenge Kasernenarchitektur zu
'durchlüften' und in Bewegung zu versetzen imstande
wäre.
Die Motivgläser zitieren das Fassadenraster und verlassen
es zugleich in Winkel und Ebene. Die unbedruckten Stellen der
Gläser sind transparent, so dass eine Projektion der Motive
sichtbar wird. Das Ergebnis wäre eine offene Struktur, die
über Bedruckung, Projektion, Positionierung und Reflex aus
unterschiedlichen Standorten und Passiergeschwindigkeiten Sequenzen
wie filmische Bilder aneinanderreiht.
Digitale Planung:
Erstellung eines 3-D-Modells im CAD, Screenshots und errechnete
Animationen.
Kunstwettbewerb für die Staatlichen Hochbauämter I. und
II. München, Peter-Auzingerstraße. 1999
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