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© NELE STRÖBEL

art and engineering


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Themensäule 5

Säule fünf zeigt Beispiele für die Reise in (dem bloßen Auge) verborgene Räume.
Von den Silikatpanzern der Mikroorganismen inspiriert wird die optische Reise der Künstlerin im Raster-Elektroden-Mikroskop sichtbar gemacht und materialisiert:
Landshuter Bogen, Baldachinfenster, Meditationsgarten, flottierende welle, Daidalos' Traum .
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Themensäule 5
Die Themen:
 

Landshuter Bogen

Der Landshuter Bogen ist eine fünfteilige Raumform aus gerahmten Lochblechen, auf die beidseitig Diatomeen gedruckt sind. Diatomeen sind Einzeller, deren Silikatformen erst im Rasterelektronenmikroskop erkennbar werden. Die Silikatpanzer dieser Kieselalgen bilden seit dem Präkambrium den Grundbestand lehmreicher Böden, deren Tonvorkommen Städte wie Landshut zu wichtigen Kulturzentren heranwachsen ließ. Diatomeen versinnbildlichen auch die Komplexität der bionischen Wissenschaften im 21sten Jahrhundert.

Die radial gebogenen Segmente des Landshuter Bogens verjüngen sich von 4,5 auf 2 Meter. Sie ziehen sich, an Stahlseilen fixiert, durch den 12 Meter hohen Luftraum der 35 Meter langen Wandelhalle. Die Projektionen ihrer Grundrisse bilden sich aus bis zu 10 Höhenmetern im steinernen Fußboden ab.

Durch den Dialog der Elemente wird der zentrale Begegnungsort zugleich gefasst und gefiltert, strukturiert und rhythmisiert.

Digitale Planungs- und Ausführungskette:
  1. Erstellung eines 3-D-Modells auf der Basis des analogen Entwurfsmodells im CAD.
  2. Statische Überprüfung von Einbringpunkten und Kunstwerk inkl. Tragwerksplanung und Seiltechnik.
  3. 3-D-Ausführungs- und Detailplanung des Kunstwerks.
  4. Ausgabe der digitalen Planungsdaten an die Gewerke als Fertigungsbasis für Aufmasse der Einbringpunkte, Seile, des Wasserstrahlschneiders und des Fußbodenlegers.
Landshut, Klinikum. 1998-99
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Baldachinfenster

Die schräge Ostwand der geplanten Krankenhauskapelle ist durch ein großes Motiv gestaltet. Es handelt sich um die zwanzigtausendfache Vergrößerung einer 0,4 mm großen Radiolarie Peripyramis circumtexta, die Zeugnis ablegt von der Formenvielfalt der Schöpfungsgeschichte. Wie eine Art Baldachin verkörpert sie bildhaft das Dach im Hause Gottes.

Ihre schwebende, raumgreifende Form löst die vorhandenen extremen Fluchtlinien auf und bildet zugleich den Rahmen für weitere Darstellungen von Einzellern. Steht der Betrachter in der Kapelle, in die das Tageslicht gestreut einfällt, erlebt er einen Farbraum, der erst auf den zweiten Blick sein Mysterium offenbart.

Durch die Überlagerungen zweier Motivgläser wird ein Zwischenraum geschaffen, dessen Tiefe in den Himmel weist und zugleich den Sakralraum reflektiert. Es entsteht eine atmosphärische Dichte, ein weites Fenster zu Gott. So wird die Kapelle zum Gefäß, zum Haus im Haus, zum Ort der Begegnung mit Gott, der Kontemplation und des gemeinsamen Erlebens von Gottesdiensten.

Digitale Planungs- und Ausführungskette:
  1. Erstellung der Vorlagen für die Bedruckung der Gläser.
  2. Statische Berechnung der Überkopflasten.
Wettbewerb Kapelle Rotkreuzkrankenhaus. 2001
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Meditationsgarten

Vom Geruch der Heilkräuter begleitet, wandelt der Mensch zwischen den Terrakottaplatten im Meditationsgarten. Aus gebrannter Erde modelliert, regen ihre konvexen und konkaven Oberflächen zur Berührung an. Ihre Gestalt erinnert an Urformen von Einzellern, die im Mikroskop sichtbar werden.

Je weiter man am R.E.M. (Raster Elektronen Mikroskop) in diese, dem bloßen Auge verborgenen Raumgebilde reist, desto intensiver wird die Erinnerung an Traumgeflechte aus der REM-Phase des Schlafes. Die Morphologie der Bildausschnitte erscheint als visionärer Ausdruck komplexer Ordnungssysteme und Zusammenhänge.

Im Feld des Meditationsgartens berühren und treffen sich Erinnerung und Gegenwart.

Digitale Planung:
2-D-Planung der Grundmatrix und des Modells.

Neubiberg, Friedhof. 2000
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flottierende welle

Diese Terrakotta beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Aggregatszuständen der kreativen Ursubstanz Ton. Die Module der neun Quadratmeter großen Arbeit sind Viertelsegmente von konvexen, rund / versetzt genoppten und konkaven, quadratisch im rechten Winkel genoppten, ein Quadratmeter großen Terrakottaplatten. Ihre höchsten Krümmungspunkte liegen zwanzig Zentimeter über bzw. unter der horizontalen Ebene. Die Einzelsegmente sind an den Schnittstellen geschlossen.

In ihrer rhythmischen Anordnung entfaltet sich eine flottierende welle in großer Vielfältigkeit als erstarrte Bewegung. Die Radien gehen ineinander über, brechen ab oder setzen sich auf anderem Niveau fort. Die Elemente werden durch ein Trägersystem mit Abstand zum Boden gehalten. Die Terrakotta scheint, ihrer Materialität und Schwerkraft beraubt, zu schweben.

Digitale Planung:
2-D-Digitalplanung der Grundmatrix und des Modells

Wien, EPO, Park am Belvedere. 2002.
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Daidalos´ Traum

Mit dem Wettbewerbsbeitrag Daidalos´ Traum wollte ich den Einzug der Architektur auf der Gebäudefassade sichtbar machen. Die als Hochbauamt umgenutzte Kaserne sollte zur Straßenseite hin durch 69 'Fliegende Fenster' in Bewegung versetzt werden.

Die nach den Regeln des Goldenen Schnitts ermittelten 23 Achsen auf der monotonen Fassade bilden die Zentren der durch Siebdruck auf den Rückseiten aufgebrachten Kreise. Wie durch die Blenden von Objektiven sollten die Fassade durchdrungen und imaginäre Achsen zur neubebauten Hofseite gelegt werden. Die rückseitig auf die Gläser eingebrannten Motive sind Muster aus dem CAD-Programm für Architekten und bionische Strukturen aus der Welt der Diatomeen und Radiolarien, die in der Statik biomorpher Architektur eine wichtige Rolle spielen. Die gläsernen Elemente sollten mit 10 cm Abstand in unterschiedlichen Winkeln vor dem Mauerwerk angebracht werden. Es entstünde eine optische Durchdringung auf drei Erscheinungsebenen, die die strenge Kasernenarchitektur zu 'durchlüften' und in Bewegung zu versetzen imstande wäre.

Die Motivgläser zitieren das Fassadenraster und verlassen es zugleich in Winkel und Ebene. Die unbedruckten Stellen der Gläser sind transparent, so dass eine Projektion der Motive sichtbar wird. Das Ergebnis wäre eine offene Struktur, die über Bedruckung, Projektion, Positionierung und Reflex aus unterschiedlichen Standorten und Passiergeschwindigkeiten Sequenzen wie filmische Bilder aneinanderreiht.

Digitale Planung:
Erstellung eines 3-D-Modells im CAD, Screenshots und errechnete Animationen.

Kunstwettbewerb für die Staatlichen Hochbauämter I. und II. München, Peter-Auzingerstraße. 1999
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