© NELE STRÖBEL

Neubau Operative Medizin und innere Medizin der Universitätsklinik Würzburg, 2004:

"Die Hängenden Gärten"^*

eine dreiteilige Installation für die jeweils 36 m² großen Lufträume im Wartebereich der Thorax-, Unfall- und Allgemeinchirurgie.

Inspiriert durch zwei wichtige Söhne Würzburgs, Carl Casper Siebold, den Begründer der Chirurgischen Fakultät, und seinen Enkel Philipp Franz v. Siebold^**, den Universalisten und Japanforscher, entwickelte ich drei Themenräume für die Wartebereiche der Thorax-, der Allgemein- und der Unfallchirurgie der Universitätsklinik Würzburg.

Die Themenfelder wissenschaftliche "Wunderkammern" der Familie von Siebold und der Forschungsschwerpunkt "Fadenlabor" der Chirurgischen Fakultät sind durch drei in den Luftraum verspannte Raumarbeiten umgesetzt:

• Sinusknoten/ Dicentra
• Trifolium
• Viburnum

Die Raumarbeiten aus Metall schweben in den Lufträumen unterhalb der mit echten Pflanzen bewachsenen Oberlicht-Laternen. Ihre konzentrisch bzw. dialogisch geöffneten Flächen wurden zu Raumkörpern verspannt. Struktur und Aufbau reflektieren die Methoden der Chirurgie (altgriech. 'Handwerk').

Viburnum plicatum i.S. (Familie: Caprifoliaceae)
Die Zeichnung des Japanischen Schneeballs aus der Familie der Geißblattgewächse stammt aus der Flora Japonica der Universität Kioto. Es gibt mehrere Sorten. In Katalogen wird die Art auch als Gefüllter Japanischer Schneeball bezeichnet, was auf die ballförmigen Blüten bezogen ist.

Das Fachgebiet Chirurgie

(altgriech. 'Handwerk') umfasst die Schwerpunkte Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie, Unfallchirurgie und Viszeralchirurgie. Herzchirurgie, Neurochirurgie und Plastische Chirurgie/Schönheitsoperationen sind eigenständige Fachgebiete. Die Chirurgie ist die "schneidende", operative Medizin. In der Chirurgie wird eine Krankheitsbehandlung durch Operationen durchgeführt. Es werden krankhafte Organe oder Organteile entfernt, verlegte Organsystem wieder durchgängig gemacht und neue Organe oder Prothesen implantiert. Die Unfallchirurgie befasst sich mit den operativen Verfahren zur Rekonstruktion.

Das Fadenlabor der operativen Chirurgie Würzburg

Die Bewertung von Nahtmaterialien erfordert die Objektivierung verschiedener Eigenschaften eines Nahtmaterials. Da sich die Wertigkeit eines Nahtmaterials aber erst bei der Handhabung zeigt, ist es durchaus sinnvoll, auch die subjektiven, vom handhabenden Chirurgen empfundenen Eigenschaften zu testen und zu analysieren. Zusätzlich erschwert wird die Bewertung durch die Abhängigkeit des Nahtverhaltens in vivo bei differenten Lokalisationen und Milieubedingungen, die besonders bei resorbierbaren Nahtmaterialien Bedeutung haben. Das Labor befasst sich mit dieser Objektivierung verschiedener Eigenschaften Chirurgischen Nahtmaterials anhand standardisierter physikalischer, histologischer und subjektiver Testmethoden. Die Untersuchungen werden in vitro und in vivo durchgeführt. Hier wird u.a. der Funktionsverlust des implantierten Materials in Abhängigkeit von der Zeit sowie die Biokompatibilität untersucht.

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^*eine nur literarisch bezeugte antike Gartenform; besonders bekannt sind die Hängenden Gärten der assyrischen Königin Semiramis (Ende 9./Anfang 8. Jahrhundert v. Chr.) in der Königsburg zu Babylon, nach griechischer Überlieferung von Nebukadnezar II. (562 v. Chr.) für seine Gemahlin erbaut; eines der sieben Weltwunder. Ob die Subkonstruktionen an der Nordostecke des Palastes in Babylon auf die Hängenden Gärten zurückzuführen sind, ist fraglich.

^**Philipp Franz von Siebold wurde 1796 in Würzburg geboren und starb 1866 in München. Er war Doktor der Medizin, der Chirurgie und der Entbindungskunst. 1822 trat er als Stabsarzt in die Dienste der Niederländisch-Ostindischen Companie. Über Batavia, das heutige Jakarta, kam er 1823 als Faktoreiarzt in die holländische Handelsniederlassung auf die kleine künstliche Insel Deshima im Hafen von Nagasaki. Er machte Krankenbesuche und hielt Vorlesungen über westliche Medizin. Er sammelte aber auch Wissen über japanische Kultur, Sprache, Fauna und Flora.